Losnummer: 1093
Zertifikat
Sam Segal, Amsterdam, 12.3.1995.
Provenienz
Auktion Christie’s, New York, 11.1.1995, Lot 95. - Galerie Xaver Scheidwimmer, München. - Deutsche Privatsammlung.
Ausstellungen
TEFAF, Maastricht, 11.-19.3.1995.
Jacob van Walscapelle gehört zur Generation der niederländischen Stilllebenmaler der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die vom Werk des Jan Davidsz de Heem und dessen Entwicklung des Prunkstilllebens besonders geprägt wurden. Die ebenso opulenten wie minutiös gemalten Werke von Walscapelle gehören heute zu den begehrtesten Stillleben des niederländischen Goldenen Zeitalters.
Auf dem vorliegenden Gemälde präsentiert der Künstler eine Fülle kostbarer und luxuriöser Lebensmittel und Gegenstände auf einer grauen, von einem skulptierten Putto getragenen Steinplatte. In einer von links unten nach rechts oben verlaufenden diagonalen Komposition springt vor allem der überragend wiedergegebene rote Hummer auf einem schräg gestellten Zinnteller ins Auge. Er wird auf der linken Seite von drei geöffneten Austern und auf der rechten Seite von blauen Weintrauben flankiert. Ein Zweig mit einem großen und einem kleineren Weinblatt ragt über die Tischplatte hinaus. Hinter dem Hummer erhebt sich eine chinesische Schale, gefüllt mit weiteren Trauben, diesmal sowohl blauen als auch weißen, einer Aprikose, zwei Pfirsichen, Brombeeren und Walnüssen. Durchbrochen wird die Diagonale der Komposition durch zwei prachtvolle Gläser, die sich vor dem tiefdunklen Hintergrund vor allem durch die Lichtreflexe und -spiegelungen abheben: ein außergewöhnliches Flügelglas mit achteckiger Kuppa sowie ein Deckelpokal „à la facon-de-Venise“, dessen reich ausgestaltete Spitze den höchsten Punkt der Komposition bildet.
Die Zurschaustellung lukullischer Köstlichkeiten und kunstgewerblicher Kostbarkeiten, das erlesene Kolorit mit dem strahlenden Rot des Hummers im Zentrum sowie die virtuos wiedergegebenen Licht- und Oberflächeneffekte: sie machen den Reiz des vorliegenden Stilllebens aus, das den Betrachter heute wie zu Lebzeiten Walscapelles fasziniert.
Als Jacobus Cruydenier wurde Jacob van Walscapelle in Dordrecht geboren und nahm später den Nachnamen seines Urgroßvaters mütterlicherseits an. Arnold Houbraken zufolge war er in Amsterdam Schüler des Malers Cornelis Kick (1631/34-1681), dürfte aber bereits zuvor eine erste Ausbildung in seiner Heimatstadt Dordrecht genossen haben. Ab 1673 bekleidete Jacob van Walscapelle verschiedene öffentliche Ämter in Amsterdam, hat aber anscheinend entgegen Houbrakens Aussage das Malen keineswegs aufgegeben, wie ein 1699 datiertes Werk belegt. Das bislang bekannt gewordene Oeuvre von Walscapelle besteht ausschließlich aus Früchte-, Blumen- und Vanitasstillleben, die bereits zu Lebzeiten des Künstlers hohe Preise erzielten.
Dr. Fred Meijer, dem wir für die Bestätigung der Eigenhändigkeit danken, datiert das vorliegende Gemälde von Jacob van Walscapelle auf die 1680er Jahre und damit ein wenig später als Sam Segal, der die Entstehung des Werks in seinem Gutachten auf ca. 1675 ansetzte.
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