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Portraits |
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Einblicke in die Kunstsammlung eines Deutschen Energieversorgers  Dialoge mit der Kunst bei E.ON

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 |  | Tony Cragg, Cystern, 1999 | |
Sammlungen großer Unternehmen genießen manchmal einen mittelmäßigen Ruf. Der großzügige Einsatz ihres Ertrages für populäre Kunst wird oft mit plakativ in Szene gesetzten Werken in Verbindung gebracht, die ohne Bezug zum Ort stehen. Mit den Arbeiten meist weltberühmter Künstler ist oft die Aufgabe verbunden, in Präsenz und Signalwirkung auf eindeutige Effekte aus zu sein. Doch das, was gerade „trendy“ ist, wird man in der Kollektion des Düsseldorfer E.ON-Konzerns nicht finden. Abseits aller Aufgeregtheiten im Leistungssport des Kunstbetriebes wurde unter maßgeblicher Anteilnahme der jeweiligen Vorstandvorsitzenden unabhängig und unbeeinflusst von irgendwelchen Dritten eine höchst spannende Auswahl getroffen, in der man populäre Modekünstler der „Kunstschickimicki“ wie Christo, Warhol oder Haring vergeblich sucht.
Dafür liegt dem Eintretenden in der großen Glashalle der Düsseldorfer Zentrale ein „Boy“ im Weg. 1996 schuf Tony Cragg die lange, kegelförmige Plastik. Am anderen Hallenende übernimmt ein stählender, übermannsgroßer Flaschentrockner mit aufgeständerten, grünblauen, gesandstrahlten Glassgefäßen den Konterpart. „Cystern“ nannte Cragg dieses Werk aus dem Jahr 1999, in dem er künstlerische, zu farbigen Assemblagen montierte Formenwelten der Realität entgegen stellt. Im Eingangsfoyer konfrontiert auch Anish Kapoor mit wellenförmigen Spiegelbildern. Der gebürtige Inder konkretisiert hier Spirituelles in faszinierenden Stahlskulpturen. Vor den blank polierten verliert sich der Blick ins Meditative.
So wie das neue Verwaltungsgebäude von Oswald Mathias Ungers spannungsvoll und harmonisch zugleich aus drei aufeinander bezogenen Kreissegmenten konzipiert ist, so differenziert-dialogisch verteilt sich die gehaltvolle Kunstsammlung im ganzen Haus. Malerische Positionen, Arbeiten auf Papier sowie die seit dem Einzug in den Düsseldorfer Bau neu aufgenommenen Sparten Skulptur, Videokünste und Fotografie beherrschen die Auswahl.
Die erste Abteilung der malerischen Positionen beginnt mit Fritz Winters „Komposition mit zwei Polen“, die ins Jahr 1933 datiert und mit ihren verdichteten Formen sowie düsteren Farben nichts Gutes verheißt. Bei den Künstlergruppen der Nachkriegsjahre wie "ZEN 49" wird die Farbe in flächigen Abstraktionen zum bestimmenden Gestaltungsmittel. Rupprecht Geiger, Ernst Wilhelm Nay, Fred Thieler sind mit zentralen Gemälden vertreten. Neben singulären malerischen Positionen der klassischen Moderne liegt ein Schwerpunkt bei den jüngeren Nachkriegskünstlern. Beispiele abstrakter Tendenzen, des Informel, des Tachismus oder des Actionpaintings wie dessen bedeutender Exponent Jackson Pollock sind zu bewundern. Gegen puristische Werke der "Zero"-Künstler begehren Maler der Münchener Gruppe "SPUR" um Heimrad Prem und Hans Peter Zimmer auf, die wie Horst Antes freie, assoziative Figurationen ins Zentrum rücken. Monumentale Formate weisen die Farbfeldmalereien von Kenneth Noland oder Ellsworth Kelly aus der „New York-School“ auf.
Eine zweite Abteilung der malerischen Positionen umfasst die weitere Entwicklung der Malerei seit den 1970er Jahren bis heute. Stars wie Sigmar Polke, Per Kirkeby oder Gerhard Richter führen die Gruppe an. Aber auch die „Neuen Wilden“, die sich wie Bernd Koberling oder Markus Lüpertz mit farbintensiven, figurativen Motiven und expressiven Gebärden gegen die Abstraktionen von Minimal- und Concept-Art auflehnen, gehören dazu. Die Verräumlichung der Farben steht bei Gotthard Graubner im Fokus, während die monochromen Farbfelder bei Günther Förg an jene der russischen Konstruktivisten erinnern.
In einem Zeitalter des Pluralismus reagiert E.ON in der künstlerischen Werkauswahl mit einem Nebeneinander vieler, teils widersprüchlicher Positionen und kontrastierender Tendenzen. Alle Arbeiten stehen in engem Bezug zu den Räumlichkeiten. Dies gilt auch bei den gezielten Ankäufen für die Berliner Repräsentanz von E.ON im Zollernhof unter den Linden. Hier offenbaren vornehmlich Papierarbeiten eigenständige ästhetische Qualitäten mit Bezügen zu Berlin. Die Linie dominiert als künstlerisches Ausdrucksmittel bei Berliner Kaffeehauszenen des Impressionisten Lesser Ury, ferner bei Max Beckmann, George Grosz oder Hans Uhlmann.
Die neu integrierte Fotografie wartet natürlich mit Namen aus der „Becher-Schule“ auf. Axel Hütte oder Andreas Gursky gehören hierher. E.ON erwarb zentrale Werke, so die „Hong Kong Börse II“ aus dem Jahr 2000 von Gursky. Die Iranerin Shirin Neshat wartet mit sozialem, kulturell-religiösen Themen auf, während Daniele Buetti den schönen Schein nackter Haut in die Realität zurückführt. Auch die Medienkünste erhielten unlängst ihren Platz. Pionier und Altmeister Nam June Paik fehlt ebenso wenig wie Bill Viola, dessen Videoinstallation „Living Witness“ von 2003 die neueste Erwerbung darstellt.
Ankäufe auf Reserve gibt es bei E.ON nicht. Alle Arbeiten sollen sichtbar bleiben, vor Ort ihre Wirkung entfalten und zu Dialogen einladen. Der Grundstein der Sammlung wurde Ende der 1970er Jahre vom damaligen Veba-Vorstandsvorsitzenden Rudolf Bennigsen-Foerder gelegt. Heute, nach rund einem Vierteljahrhundert, haben sich über 300 Werke angesammelt. Als Kriterien für die Anschaffung wird einzig der Aspekt angeführt, dass die Werke bleibende oder wachsende kunsthistorische Bedeutung versprechen.
Das herausragende künstlerische Potential der jetzt erstmals auch in Buchform veröffentlichten Kollektion steht etablierten öffentlichen Museumssammlungen in nichts nach. Bei E.ON ist Kunst weder Zierde noch Unterhaltung, sondern ein anspruchsvolles Mittel zum Dialog und damit ganz selbstverständlich Bestandteil einer gesunden, funktionsfähigen Gesellschaft. Schaut man sich das Kunst-Engagement bei den Düsseldorfern noch hinsichtlich der Public Private Partnership beim Museum Kunst Palast an, kann man nur hoffen, dass das Vorbild E.ON auch bei anderen Unternehmern Schule macht und sie sich für Kunst begeistern lassen.
E.ON AG
Kulturkommunikation
E.ON Platz 1
D-40479 Düsseldorf
Telefon: +49 (0)211 – 45 79 220
Telefax: +49 (0)211 – 45 79 629
|  | Kontakt: E.ON Stiftung Brüsseler Platz 1 DE-45131 Essen |
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www.eon.com | |
19.08.2004 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 14 | Seiten: 1 • 2
 Adressen (1) • Berichte (1) • Variabilder (12) |  | •  | Bei: E.ON Stiftung
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Visit-Stipendien der E.ON Stiftung vergeben |  | •  | Variabilder:  Max Beckmann, Selbstbildnis mit steifem Hut, 1921 |  |  | •  | Variabilder:  Tony Cragg, Cystern, 1999 |  | •  | Variabilder:  Gotthard Graubner, Ohne Titel, 1988 |  | •  | Variabilder:  Andreas Gursky, Hong Kong Börse II, 2000 |  |  | •  | Variabilder:  Anish Kapoor, Ohne Titel (Mirror), 1997 |  | •  | Variabilder:  Ernst Wilhelm Nay, Klirrende Rhythmen, 1953 |  | •  | Variabilder:  Shirin Neshat, Untitled, 1999 |  |  |
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 Nam June Paik, Ein
sentimentales
Tagebuch, 1995 |  | |  |  |  |  |  | 
 Heimrad Prem, Ohne
Titel, 1961 |  | |  |  |  |  |  | 
 Max Beckmann,
Selbstbildnis mit
steifem Hut, 1921 |  | |  |  |  |  |  | 
 Shirin Neshat,
Untitled, 1999 |  | |  |  |  |  |  | 
 Anish Kapoor, Ohne
Titel (Mirror), 1997 |  | |  |  |  |  |  | 
 Andreas Gursky, Hong
Kong Börse II, 2000 |  | |  |  |  |  |  | 
 Gotthard Graubner,
Ohne Titel, 1988 |  | |  |  |  |  |  | 
 Fritz Winter,
Komposition mit zwei
Polen, 1933 |  | |  |  |  |  |  | 
 Ernst Wilhelm Nay,
Klirrende Rhythmen,
1953 |  | |  |  |  |  |  | 
 Gerhard Richter,
Pfad – grün, 1983 |  | |  |  |  |  |  | 
 Kenneth Noland,
August, 1969 |  | |  |  |
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