Schweiz von Raubkunst aus Benin betroffen  |  | Gürtelmaske, Werkstatt des Hofes von Benin, Nigeria, Königtum Benin, Edo, 17. oder 18. Jahrhundert | |
Obwohl die Schweiz nie Kolonialmacht war, ist auch dort Beutekunst aus dem ehemaligen Königreich Benin gelandet. Nun haben die acht Museen der Benin Initiative Schweiz (BIS) eine gemeinsame Erklärung mit nigerianischen Partnern vorgelegt und wollen belastete Objekte in ihren Sammlungen zurückgeben. Demnach konnten sie insgesamt 96 Objekte identifizieren, die dem Königreich Benin zugeordnet werden können. Davon stammen 53 Objekte mit Sicherheit oder sehr wahrscheinlich aus dem Raubzug der britischen Armee, die 1897 als Vergeltungsaktion den Palast in Benin City niederbrannte und den König ins Exil verbannte. Dabei plünderten die Soldaten rund 10.000 Gegenstände aus Messing, Elfenbein und Holz. Diese sogenannten „Benin-Bronzen“ gelangten über den Kunsthandel in private und öffentliche Sammlungen in aller Welt, darunter auch in die Schweizer Institute, vor allem das Museum der Kulturen in Basel.
Mit der nigerianischen Delegation wollen die Museen nun über das weitere Vorgehen beraten und stehen einer Übertragung des Eigentums an den geplünderten und höchst wahrscheinlich geplünderten Objekten offen gegenüber. Das könne die Rückführung der Objekte nach Nigeria, aber auch eine Zirkulation oder Leihgaben an Schweizer Museen bedeuten, heißt es in der Erklärung. Dabei seien sich beide Seiten einig, wie wichtig weitere Kooperationen auf musealer, wissenschaftlicher und künstlerischer Ebene sind.
Im Juni 2021 startete mit der BIS ein vom Bundesamt für Kultur unterstütztes Forschungsprojekt. Unter Federführung des Züricher Museums Rietberg gehören dem Verbund das Bernische Historische Museum, das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen, das Musée d’ethnographie de la Ville de Genève, das Musée d’ethnographie de la Ville de Neuchâtel, das Museum der Kulturen Basel, das Museum Schloss Burgdorf und das Völkerkundemuseum der Universität Zürich an. Neben der Vernetzung der Museen in der Schweiz sind die Zusammenarbeit und der Austausch mit Nigeria zentral. Als kommende Ziele sind weitere wissenschaftliche Untersuchungen der Objekte und auch Ausstellungen geplant, um die Erkenntnisse der Forschung und den Prozess der Aushandlung des Umgangs mit dem geteilten Erbe einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. |