Zum Tod von Else Bechteler-Moses  |  | Die Textilkünstlerin Else Bechteler-Moses ist mit 89 Jahren gestorben | |
Wenige Wochen vor ihrem 90. Geburtstag ist Else Bechteler-Moses am 26. Januar gestorben. Die Textilkünstlerin erweiterte die traditionelle Webkunst um die Formensprache und Ästhetik der modernen abstrakten Malerei und schuf insbesondere von der Landschaft inspirierte, großformatige Wandteppiche mit nebeneinanderliegenden Farbsegmenten und organischen Umrissen. Faden und Farbe traten in ihrem rund fünfzigjährigen Schaffen in ein Wechselverhältnis, bei dem das textile Material stets seinen Eigencharakter bewahrt. Für ihre filigranen Gebilde experimentierte Bechteler-Moses auch mit Lücken oder freien Stellen, an denen die Kettfäden sichtbar bleiben.
Geboren 1933 in Berlin als Tochter des Bildhauers Theo Bechteler und der Textilwerkerin Elfriede Kristeleit, wuchs Else Bechteler in der Nachkriegszeit in Immenstadt auf. 1949 begann sie mit 16 Jahren eine Lehre in einer Allgäuer Handweberei und lernte dort den Umgang mit dem Webstuhl sowie Stoffe zu färben. „Die Grundfeste für all mein späteres Tun“, wie sie selbst es formulierte. Nach der Gesellenprüfung besuchte Bechteler die Meisterschule für Kunsthandwerk in Berlin, wo sie wegen ihrer Kenntnisse im Weben auch selbst unterrichtete. Nach einer schweren Tuberkuloseerkrankung entschied sich die junge Künstlerin 1957 für ein Malereistudium bei Franz Nagel in München, das sie 1964 als Meisterschülerin abschloss.
Ihr erstes Werk war eine raumgebunden abstrakte und kleinformatige Tapisserie für die Hauskapelle des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren mit dem Titel „Licht“. Besondere Beachtung fand ihre Werkgruppe „Fahnenwald“ aus langen schmalen, fast durchsichtig wirkenden Stoffbahnen. Sie spiegelt Bechtelers Faszination für die ineinander übergehenden Blau- und Grüntöne der schwedischen Landschaft, die sie bei einem Besuch ihres Onkels 1968 begeisterten. Die lichtdurchflutete, begehbare Rauminstallation stellte für die Textilkunst einen neuen Ansatz dar und wurde zu vielen Ausstellungen eingeladen.
In den 1980er und 1990er Jahren erhielt Else Bechteler-Moses zahlreiche öffentliche Aufträge, darunter den „Erhöhten Herrn“ für die St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin. Während der dreijährigen Arbeit an der dreiteiligen Tapisserie im Format von zehn auf fünf Meter lernte Bechteler ihren späteren Ehemann, den Fotografen Stefan Moses, kennen. 1995 entstand das letzte größere Werk „Schwebender Flügel“, dessen Rotnuancen nur bei einer Hängung im freien Raum angemessen wirken. Als 2004 ihr Kooperationspartner, die Nürnberger Gobelin-Manufaktur, schloss, bedeutete dies das Ende ihrer monumentalen Formate, zumal das Weben sie körperlich sehr anstrengte. Ab dem Jahr 2010 wechselte Bechteler-Moses daher zu ihren „Strickbildern“, Collagen aus kleinen, lockermaschigen Textilien. |