Wien feiert Klimt  |  | Gustav Klimt, Wasserschlangen II, 1904/06-1907 | |
Das Wiener Belvedere präsentiert in diesem Frühjahr eine großangelegte Schau mit Werken des österreichischen Malerstars Gustav Klimt. Anliegen der Ausstellung zum 300. Geburtstag des Museums ist es, Klimt als einen inspirierten und inspirierenden Künstler in seiner Epoche zu verorten. Der Maler habe, so die Generaldirektorin Stella Rollig, neuen Strömungen stets neugierig gegenübergestanden und fremde Anregungen in seine Arbeiten einfließen lassen. Die Schau will dabei nicht an Klimts Geniestatus rütteln, sondern ihn im Geflecht seiner Zeitgenossen einordnen und zeigen, mit welch „treffsicherem Instinkt“ er andere Maler studierte, so Kurator Markus Fellinger. „Gustav Klimt wird meist als ein einsames Genie betrachtet, als jemand, dessen Kreativität aus ihm selbst und den Umständen seiner unmittelbaren Umgebung im ‚Wien um 1900‘ entsteht. Unsere Ausstellung zeigt einen ganz anderen Klimt“, so Fellinger.
Zu sehen sind Aufeinandertreffen von Klimts Gemälden mit Arbeiten von Lawrence Alma-Tadema, Margaret MacDonald Mackintosh und Jan Toorop, Claude Monet und Auguste Rodin oder Vincent van Gogh und Henri Matisse. So ist etwa Klimts „Allee im Park vor Schloss Kammer“ von 1912, eines seiner zahlreichen postimpressionistisch angehauchten quadratischen Landschaftsbilder, als tief von Van Gogh geprägt. Die pastos aneinander gesetzten Grüntöne, der zügige und kraftvolle Farbauftrag deuten auf die Malerei des Niederländers hin. Das legt der Vergleich mit dessen „Blühendem Obstgarten“ aus dem Jahr 1889 eindrucksvoll offen. Aber auch im Bereich der Porträtmalerei ist Klimt von der Farbigkeit und Unmittelbarkeit des Niederländers inspiriert worden, während die träumerisch und beinahe spirituell daherkommende Frauenbilder sich dem Einfluss von Ferdinand Hodler verdanken, wie ein Blick auf Hodlers „Ergriffenheit“ von 1900 nahelegt.
Dass ein Hauptwerk Klimts, die „Wasserschlangen II“ von 1904/07, in der Schau vertreten ist, kommt einer kleinen Sensation gleich. Das Bild ist nun zum ersten Mal seit 60 Jahren wieder in Österreich öffentlich zu sehen. Die Rückkehr wäre laut der Tageszeitung „Der Standard“ um ein Haar an den Versicherungskosten gescheitert. Für Schäden in Höhe von bis zu 300 Millionen Euro wollten die privaten Leihgeber das Gemälde versichert wissen, jedoch geht die österreichische Staatshaftung nur bis 120 Millionen Euro. Eine zusätzliche Police für die „Wasserschlangen“ hätte eine Prämie von 25.000 Euro bedeutet, die nicht gestemmt werden konnte. Nun übernahm die Eigentümerin diese Kosten. Im Gegenzug wird das Belvedere kunsttechnologische Untersuchungen sowie notwenige Restaurierungsarbeiten an den „Wasserschlangen II“ durchführen, die einst der jüdischen Sammlerin Jenny Steiner gehörten, 1940 in den Besitz des NS-Propagandaregisseur Gustav Ucicky gelangten und von dessen Erben erst nach jahrelangem Streit die Nachfahren Steiners restituiert wurden, wobei der Verkaufswert des Privat Sales bei Sotheby’s in Höhe von 112 Millionen Dollar zwischen beiden Parteien geteilt wurde.
Die Ausstellung „Klimt. Inspired by Van Goth, Rodin, Matisse…“ läuft vom 3. Februar bis zum 29. Mai. Das Untere Belvedere hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 13,90 Euro, für Senioren und Studenten 10,90 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren ist er frei. Begleitend erscheint im Hirmer Verlag ein Katalog für 32,90 Euro.
Österreichische Galerie Belvedere – Unteres Belvedere
Rennweg 6
A-1030 Wien
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