Preußenstiftung restituiert Skulptur an Goldschmidt-Erben  |  | Meister der Biberacher Heiligen Sippe Umkreis, Maria Lactans, um 1520 | |
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat am vergangenen Freitag die Statuette einer Maria Lactans an die Erben von Jakob Goldschmidt zurückgegeben. Gemäß den Provenienzrecherchen musste der deutsch-jüdische Bankier nach seiner Emigration Teile seiner umfangreichen Kunstsammlung in Berlin zurücklassen, darunter auch die um 1520 geschnitzte Lindenholzskulptur aus dem Umkreis des Meisters der Biberacher Heiligen Sippe. Mit rund 300 Werken aus Goldschmidts Sammlung wurde sie am 23. Juni 1936 im Berliner Auktionshaus Hugo Helbing anonym versteigert. Käufer war der Kunsthändler Johannes Hinrichsen, der die Statuette für 8.000 Reichsmark erwarb und noch im selben Jahr an die Skulpturensammlung der Königlichen Museen, der heutigen Staatlichen Museen zu Berlin, weiter veräußerte. Seit 1993 befand sich die Maria Lactans als Leihgabe im Museum Ulm.
Der 1882 geborene Jakob Goldschmidt, der in Berlin eine Privatbank gründete und bis 1931 alleinhaftender Gesellschafter der Danat-Bank war, wurde aus rassischen und politischen Gründen verfolgt. Aufgrund seiner herausragenden Rolle im damaligen Wirtschaftsleben – Goldschmidt hatte bis zu 123 Aufsichtsratsmandate inne – war er früh den Repressalien der Nationalsozialisten ausgesetzt. Unter Beibehaltung seines Berliner Wohnsitzes emigrierte er schon 1933 in die Schweiz, 1936 dann in die USA. 1940 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt, ein Jahr später sein in Deutschland verbliebenes Vermögen von den Nazis eingezogen. In seiner neuen Heimat gelang es Goldschmidt, sich während der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs erneut eine Karriere aufzubauen und zahlreiche Kultureinrichtungen zu fördern. Er starb 1955 in New York.
Seine große Kunstsammlung hatte Jakob Goldschmidt während der Weimarer Republik zusammengetragen. Nach seiner Flucht konnte er einen Teil davon über die Niederlande ausführen, so etwa Gemälde von Pierre-Auguste Renoir, Edouard Manet, Paul Cézanne oder Vincent van Gogh und seine Porzellansammlung. Ein weiterer Teil der Kunstgegenstände, der zwischenzeitlich auch als Kreditsicherheit verwendet wurde, verblieb jedoch in Berlin und wurde in verschiedenen Auktionen versteigert. Die Statuette der Maria Lactans befand sich in Goldschmidts Stadtvilla in der Matthäikirchstraße im Berliner Tiergartenviertel, die mit zahlreichen Renaissancewerken ausgestattet war. |