Berlin gibt Exponate an Namibia, Tansania und Kamerun zurück  |  | Die Muttergottheit Ngonnso’ kehrt nach Kamerun zurück | |
Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat in seiner Sitzung am Montag die Rückgabe von insgesamt 23 afrikanischen Objekten an Namibia beschlossen. Dabei handelt es sich unter anderem um historische Alltagsgegenstände, Schmuck, Werkzeuge und Mode. Die Exponate befinden sich derzeit bereits in Afrika und werden dort im Rahmen des partnerschaftlichen Projektes „Confronting Colonial Pasts, Envisioning Creative Futures“ von der Museums Association of Namibia erforscht. Nun beauftragte der Stiftungsrat Hermann Parzinger, Präsident der SPK, den Verbleib einzelner oder auch aller Objekte zu vereinbaren. „Wir wissen, wie bedeutend diese Objekte für Namibia sind. Es handelt sich um sehr frühe Stücke, von denen in Namibia selbst wegen der gewaltsamen Kolonialisierung keine Vergleichsobjekte mehr erhalten sind. Wenn wir diese Objekte jetzt dauerhaft zurückgeben, dann unterstützen wir unsere namibischen Partner bei der Rekonstruktion der Geschichte ihres Landes“, so Parzinger.
Der Stiftungsrat hat Parzinger zudem ermächtigt, über die Rückführung von Objekten aus Tansania zu verhandeln. Diese gelangten als Kriegsbeute aus dem Maji-Maji-Aufstand und weiteren Kriegen im Zeitraum nach der Kolonialeroberung in den Bestand der Berliner Museen. Die Exponate waren und sind Gegenstand von Kooperationsprojekten sowie Ausstellungen und sollen zukünftig in gemeinsamen Forschungen weitere Informationen zu ihrer Provenienz und Bedeutung offenbaren. Anlässlich der Eröffnung des Ostflügels des Humboldt Forums im September 2022 sowie in einer Präsentation zur „Geschichte Tansanias“ soll die Sammlung nochmals in Berlin gezeigt werden. Anschließend wird sie an Tansania zurückgegeben, da die Kolonisierung und der Maji-Maji-Krieg hierzulande weitgehend vergessen sind, jedoch in Afrika eine große Rolle im öffentlichen Bewusstsein spielen.
Außerdem gab der Stiftungsrat am Montag der Rückgabe der als Ngonnso’ bezeichneten weiblichen Figur aus dem ehemaligen kamerunischen Königreich Nso’ statt. Die Plastik kam 1903 als Teil der Schenkung des Kolonialoffiziers Kurt von Pavel in die Sammlung des Ethnologischen Museums. Zwar wurde sie nicht im Rahmen von Kriegshandlungen aus Nso’ entwendet, Pavels Auftritt in Begleitung von Soldaten und bewaffneten Trägern verkörperte jedoch ebenfalls die westliche Überlegenheit und Kolonialherrschaft. Die Ngonnso’ hat für die Nso’ eine zentrale Bedeutung, da sie als eine Muttergottheit betrachtet wird. Parzinger begrüßte die Entscheidung des Stiftungsrates, die Restitution in die Wege zu leiten: „Der Beschluss macht deutlich, dass es bei der Frage der Rückführung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten nicht allein auf einen Unrechtskontext ankommt. Auch die besondere – vor allem spirituelle – Bedeutung eines Objekts für die Herkunftsgesellschaft kann eine Rückgabe begründen.“ |