Rubenspreisträgerin Miriam Cahn in Siegen  |  | Miriam Cahn, ich als jude, 7.1.2022 | |
Anlässlich ihrer Ehrung mit dem 14. Rubenspreis der Stadt Siegen präsentiert das dortige Museum für Gegenwartskunst seit gestern das Œuvre von Miriam Cahn. Die von Direktor Thomas Thiel kuratierte Schau „Meine Juden“ gibt in vierzehn, eigens von der Schweizer Künstlerin konzipierten Räumen einen Überblick zu Cahns Gesamtwerk der vergangenen fünf Jahrzehnte. Neben leuchtenden Malereien erwarten das Publikum raumhohe Kreidezeichnungen, Pastelle sowie Aquarelle, Plastiken, performative Videos, frühe Skizzenhefte und von der Künstlerin verfasste Texte. Wie der Ausstellungstitel bereits andeutet, widmet sich Cahn in ihren jüngsten Werken erneut der jüdischen Kultur.
Ausgehend von der Zeichnung erarbeitete die Malerin ein ausdrucksstarkes und interdisziplinäres Werk, für das sie auf weitere künstlerische Sparten wie das Schreiben, Fotografieren, Filmen, Installationen oder die Bildhauerei zurückgriff. Bereits zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn in den 1970er Jahren trat Miriam Cahn als feministische und selbstbestimmte Künstlerin auf. Themen wie Frausein, Geschlecht, Liebe, Sexualität, Gewalt, Antisemitismus, Krieg und Flucht sind wiederkehrende Inhalte ihres Schaffens. Cahns Werke kreisen um den Menschen, die Zerbrechlichkeit seines Körpers und den Umgang mit seiner natürlichen Umwelt, den Tieren und Pflanzen. Durch ihre klare und eindringliche Bildsprache konfrontiert Cahn den Betrachter mit ihrer Interpretation aktueller Themen und Tabus und fordert ihn auf, bewusst hinzuschauen und die widersprüchliche Gegenwart zu hinterfragen.
Miriam Cahn wurde 1949 in Basel geboren und besuchte bis 1973 die Grafikklasse der Gewerbeschule ihrer Heimatstadt. Anschließend war sie drei Jahre lang als Zeichenlehrerin und wissenschaftliche Zeichnerin tätig. Ihre erste Ausstellung zeigte die Künstlerin 1977 in der Basler Galerie Stampa, erhielt bereits fünf Jahre später eine Einladung zur Documenta 7 und nahm 1984 an der Biennale in Venedig teil. Seitdem war Cahn in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten, darunter 1984 im Museum of Modern Art in New York, 2003 in der Fundación La Caixa in Madrid und 2018 auf der 21. Biennale in Sydney. Aktuell sind einige ihrer Arbeiten in der Hauptausstellung der 59. Venedig Biennale zu sehen. Die Rubenspreisträgerin lebt und arbeitet in Stampa in Graubünden.
Die Ausstellung „Miriam Cahn. Meine Juden“ läuft bis zum 23. Oktober. Das Museum für Gegenwartskunst Siegen hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr sowie donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 5,90 Euro, ermäßigt 4,60 Euro. Begleitend zur Schau erscheint im September eine umfassende Monografie im Distanz Verlag.
Museum für Gegenwartskunst Siegen
Unteres Schloss 1
D-57072 Siegen
Telefon: +49 (0)271 – 405 77 10 |