Antisemitismus-Vorwürfe gegen Documenta: Roth und Schuster fordern differenzierte Debatte  |  | Kulturstaatsministerin Claudia Roth plädiert für eine konstruktive Aussprache mit der Documenta | |
In Bezug auf den Antisemitismus-Verdacht gegen einige Documenta-Teilnehmer und die inzwischen abgesagte Gesprächsreihe in Kassel hat Josef Schuster eine ehrliche und differenzierte Diskussion angemahnt. Dazu hat sich der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth getroffen. Eine solche ausgewogene Debatte wäre aus Sicht des Zentralrats mit dem von der Documenta geplanten Diskussionsforum „We need to talk! Art – Freedom – Solidarity“ nicht gegeben gewesen. Zudem sei der Zentralrat von der Documenta in Bezug auf die Gestaltung dieser Gesprächsreihe nicht eingebunden gewesen. Roth machte deutlich, dass sie die von Schuster angesprochene Kritik, seine Sorgen und Anliegen in Bezug auf die Documenta ernst nehme. In einer gemeinsamen Stellungnahme betonten beide den Schutz der Kunstfreiheit, aber auch die Frage ihrer Grenzen und machten auf Boykotte gegen israelische Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende in Deutschland aufmerksam.
Nach dem Treffen erklärten Roth und Schuster: „Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass die Documenta wichtig ist für Deutschland und für die Kunst weltweit. Sie erhält hohe Aufmerksamkeit und hat große Ausstrahlung als eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen. Deutschland hat eine besondere Verantwortung im Kampf gegen den Antisemitismus. Von daher ist auch eine besondere Sensibilität gefragt, wo es um Diskurse auf der und rund um die Documenta geht. Wir sind uns einig, dass Antisemitismus in seinen unterschiedlichsten Formen keinen Platz in Deutschland und weltweit haben darf, auch nicht auf der Documenta. Zugleich müssen wir feststellen, dass der bisherige Versuch einer konstruktiven öffentlichen Debatte gescheitert ist. Wir sehen uns gemeinsam in der Verantwortung, durch vertrauliche Gespräche mit Expertinnen und Experten sowie mit den Verantwortlichen der Documenta hierfür wieder die Grundlage zu schaffen.“ |