Herbert List im Hamburger Bucerius Kunst Forum  |  | Herbert List, Geist des Lykabettos I. Athen, 1937 | |
Das Bucerius Kunst Forum zeigt ab dem Wochenende eine Retroperspektive zu Herbert List. Der 1903 geborene Fotograf ist mit Schwarzweiß-Bildern im Deutschland der Nachkriegszeit bekannt geworden. Die Kuratoren Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums, und Ulrich Pohlmann, Leiter der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum, haben die rund 240 Vintages in sieben Kapitel aufgeteilt: Anfänge in Hamburg, Fotografia Metafisica, Griechenland, Junge Männer, Italien, Künstlerporträts und Reportage. In seinem Geburtsort Hamburg wendet sich Herbert List 1930 mehr und mehr der Fotografie zu und kann seine Bilder bald in internationalen Magazinen veröffentlichen. Seine ersten Fotos widmen sich Straßenszenen und der Nacht, aber auch Themen, für die er später bekannt wird, zeichnen sich zu diesem Zeitpunkt bereits ab. Darunter sind geheimnisvolle, surreale Motive und Portraits von jungen Männern. Die Fotografia Metafisica steht im Zentrum von Lists Werk, der häufig auf die Welt „hinter“ den sichtbaren Dingen verweist. Noch vor dem Krieg fertigt er nach diesem Konzept viele Stillleben an. Veranlasst durch die nationalsozialistische Repressalien, verlässt List 1936 als homosexueller Mann mit einem jüdischen Großvater das Land, hat Ausstellungen und Veröffentlichungen in Paris und geht dann nach Griechenland, bis er kurz vor Einmarsch der Wehrmacht 1941 zurück nach Deutschland reist, um einer Verhaftung zu entgehen.
Die Bilder von antiken Tempel, Skulpturen und jungen Männern, die nach Kriegsbeginn in Griechenland entstehen, werden teilweise in deutschen und französischen Magazinen gedruckt. Sie verweisen dabei auf die Zeitlosigkeit des alten Griechenland und sind zugleich klassizistisch und romantisch. Lists Fotografien junger Männer zeigen Freunde und Bekannte intim und nahe, und er inszeniert den männlichen Körper verletzlich und in spielerischen Darstellungen, die an weibliche Akte der Kunstgeschichte erinnern. Sie sind gleichzeitig ein Bekenntnis zu seiner Homosexualität. In Italien, das List zu unterschiedlichen Zeiten bereist, hält er Straßenszenen fest, die sich aber mehr den Menschen zuwenden und von der Flüchtigkeit und vom Moment leben. Als der Krieg vorbei ist, schießt List Portraits von berühmten Künstler. So stehen unter anderem Pablo Picasso, Marlene Dietrich, Georges Braque, Marc Chagall und Ingeborg Bachmann vor seiner Kamera. Ihre Konterfeis zeugen von einem besonderen Vertrauen zwischen den Portraitierten und dem Fotografen. In seinen späteren Lebensjahren arbeitet Herbert List besonders für die Presse, bis er 1975 in München stirbt.
Die Ausstellung „Herbert List. Das magische Auge“ läuft vom 14. Mai bis zum 11. September. Das Bucerius Kunst Forum Hamburg hat täglich von 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9 Euro, ermäßigt 6 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei. Der Katalog ist im Hirmer Verlag erschienen und kostet in der Ausstellung 29,90 Euro.
Bucerius Kunst Forum
Alter Wall 12
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