Christiane Möbus doppelt in Hannover  |  | Christiane Möbus, Schneewittchen, 1994/2007 | |
Zum 75. Geburtstag von Christiane Möbus widmen ihr das Sprengel Museum und der Kunstverein Hannover die Retrospektive „Seitwärts über den Nordpol“. „Mit dieser gemeinsam konzipierten Werkschau würdigen wir eine bedeutende Gegenwartskünstlerin, der große Beachtung gebührt. Mit einer deutsch-englischsprachigen Publikation und mit der umfangreichen Ausstellung möchten wir auch international auf eine Künstlerin aus Hannover aufmerksam machen, die schon früh bedeutende künstlerische Maßstäbe gesetzt hat“, so die beiden Kuratorinnen Kathleen Rahn und Gabriele Sand. Die Schau ist auf beide Häuser verteilt und präsentiert Arbeiten von den 1970er Jahren bis hin zu aktuellen Installationen, die Möbus eigens für Hannover schuf. Die Exponate der 1947 in Celle geborenen Künstlerin aus den Gattungen Film, Fotografie, Skulptur, handschriftliche Textarbeiten und Installation werfen einen humorvollen und zuweilen melancholischen Blick auf den Alltag und das Leben und sind in einem Parcours angelegt, der sie thematisch und formal in einen Dialog setzt.
Der Ausstellungstitel „Seitwärts über den Nordpol“ bezieht sich auf das gleichnamige, 1983 von Christiane Möbus verfasste Gedicht. Damals lehrte die Künstlerin seit einem Jahr an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, wo sie selbst vier Jahre lang bis 1970 bei Emil Cimiotti studiert hatte. Eine humorvolle Arbeit Möbus’ ist die Skulptureninstallation „Schneewittchen“ von 1994/2007: Eine LKW-Fahrerkabine in Schwarz mit einem scheinbar wehenden schwarzen Tüllschleier. Hier zeigt sich, das Möbus bevorzugt auf alltägliche, bereits vorhandene Dinge zurückgreift, sie in neue Zusammenhänge setzt und die Materialien gerne eigenwillig kombiniert. Aus dem Frühwerk stammt das „Mississippi-Projekt“ von 1970/71. Hier bilden Flugkarten der USA mit dreißig Postkarten ein 4,6 auf 7 Meter großes Werk. Möbus adressierte und verschickte die Postkarten von 30 Stationen der Reise. Die Fotografie „Wanderdüne“ von 2005 zeigt einen Innenraum, der mit Papieren und weiteren alltäglichen Objekte wie Teppichen oder einer Heißwasserflasche samt einer blauen Sporttasche mit der Aufschrift „Möbus“ das Zimmer in ein vollgestopftes Labyrinth verwandelt.
Die Ausstellung „Christiane Möbus. Seitwärts über den Nordpol“ ist im Sprengel Museum bis zum 11. September und im Kunstverein Hannover bis zum 24. Juli zu sehen. Das Sprengel Museum hat dienstags von 10 bis 20 Uhr sowie mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet; geschlossen bliebt am 14. Mai. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 4 Euro; kostenlos ist er für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren und freitags für alle. Der Kunstverein Hannover hat täglich außer montags von 12 bis 19 Uhr und sonntags wie auch feiertags bereits ab 11 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Im Kunstverein ist das Tragen einer FFP2-Maske erforderlich. Der Katalog zur Schau erscheint am 29. Mai und dokumentiert erstmals Christiane Möbus’ Lebenswerk.
Sprengel Museum Hannover
Kurt Schwitters Platz
D-30169 Hannover
Telefon: +49 (0)511 – 168 438 75
Kunstverein Hannover
Sophienstraße 2
D-30159 Hannover
Telefon: +49 (0)511 – 16 99 27 80 |