Preise des European Media Art Festival vergeben Das 35. European Media Art Festival (EMAF) hat am Sonntag in Osnabrück seine Preise für die Experimentalfilme der Britin Jamie Crewe, des Spaniers Carlos Irijalba und des US-Amerikaners Carl Elsaesser verliehen. Die 1987 in Manchester geborene Crewe darf sich über den EMAF Award für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst und 3.000 Euro für ihren Film „False Wife“ freuen, der im Stil eines Schulungsvideos die Grenzen von Individuum, Geschlecht und Geist diskutiert. Er kombiniere die Schichten von manipulierten Bildern, Tönen und Text auf erfinderische Weise und lasse sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit direkt auf die Zuschauer einwirken, so die Jury. „‚False Wife‘ lässt unsere Grenzen zwischen Individuum und Kollektiv, Körper und Geist, der Fixierung des Geschlechts und dem Gesellschaftsvertrag oszillieren.“
Der mit 2.000 Euro dotierte Dialog-Preis zur Förderung des interkulturellen Austausches ging an den 1979 in Pamplona geborenen, heute in Amsterdam lebenden Carlos Irijalba für sein Video „Half Wet“. Aus der Perspektive eines zukünftigen Klimanotstands reflektiert das Werk das heutige Konsumverhalten. Der Film verwickle die Betrachter*innen in eine Welt der alltäglichen Vergeblichkeit und der damit verbundenen Komik, so das Vergabegremium. Irijalba gelinge es subtil auf eine Diskrepanz zwischen der Kurzsichtigkeit des individualisierten Umweltschutzes und den postkolonialen Realitäten derjenigen hinzuweisen, die bereits in einem klassenbasierten Klimanotstand leben.
Carl Elsaesser erhielt den mit 1.000 Euro dotierten EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik für seinen Experimentalfilm „Home When You Return“, der sich über die Projektion eines historischen Melodrams an den Wänden im Haus der verstorbenen Großmutter des Filmemachers mit weiblichen Rollenbildern, Trauer und Verlust auseinandersetzt. Die Jury lobte die „berührende überindividuelle Erzählung“ und führte weiter aus: „Im Spiel mit Doppelbelichtungen, Verwischungen, Zwischen- und Rolltiteln, der Tonspur aus dem historischen Film sowie Geräuschen aus dem Hier und Jetzt lässt Carl Elsaesser Vergangenheit und Gegenwart, filmische Realität und persönliche Geschichte auf virtuose Weise – und auf 16mm – miteinander verschmelzen.“
Eine lobende Erwähnung ging an die Italienerin Chiara Caterina, Jahrgang 1983, die in „L’Incanto“ fünf Frauenschicksale miteinander verknüpft und so eine Reise ins kollektive Unterbewusstsein absolviert. Ihr Film verbinde „Bilder und Töne, die ursprünglich nichts miteinander zu tun haben, aber schon als einzelne Elemente eine suggestive Ausdruckskraft besitzen, zu einem surrealen Gesamtkunstwerk“, so die Jurybegründung. |