Neuerwerbung für die Gedenkstätte Buchenwald  |  | Józef Szajna, Reminiszenzen, 1969 | |
Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora hat die 140 Quadratmeter große Installation „Reminiszenzen“ des polnischen Künstlers und Theaterregisseurs Józef Szajna angekauft. Der 2008 verstorbene Szajna war selbst als polnischer Widerstandskämpfer im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. In „Reminiszenzen“ setze er sich nicht nur mit seiner persönlichen Vergangenheit auseinander, sondern schaffe eine subtile Warnung vor den Folgen ungezügelten Nationalismus, die gerade in Zeiten des russischen Angriffs auf die Ukraine von höchster Aktualität sei, betonte Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, die den Ankauf maßgeblich förderte, die Bedeutung der Arbeit. Sie kann nun mit zwei weiteren Werken Szajnas in der Gedenkstätte besichtigt werden. Weitere Unterstützer des Ankaufs sind Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die Ernst von Siemens Kunststiftung und der Freistaat Thüringen.
1970 wurden die „Reminiszenzen“ auf der Biennale in Venedig erstmals öffentlich ausgestellt, woraufhin sich die Sammlerin Gertrud Johnssen dafür interessierte. 1971 präsentierten die Ruhrfestspiele die Ansammlung von Fotoportraits der Inhaftierten, von alten Schuhen, Koffern und aus Holzkeilen konstruierten Gerippen. Zu einer Zeit, in der die gesellschaftliche Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus in Deutschland erst langsam einsetzte, stieß die Arbeit dort auf großen Widerstand, wurden aus dem Programm der Festspiele genommen und gelangte schließlich in das Depot des Kunstmuseums Bochum. Die Erinnerungskultur der Bundesrepublik tat sich schwer mit Szajnas Arbeiten, und auch die DDR hatte nichts für sie übrig. Nachdem 1995 das Schauspiel Frankfurt am Main das Environment für wenige Wochen ausgestellt hatte, fand sich kein deutsches Kunstmuseum, das das Werk übernehmen wollte. 1998 kamen die „Reminiszenzen“ dann als Leihgabe Gertrud Johnssens nach Weimar, wo die Arbeit in der Gedenkstätte Buchenwald von Szajna noch mit eigener Hand aufgebaut wurde.
Józef Szajna wurde 1922 Rzeszów im Karpatenvorland geboren. Mit 17 Jahren schloss er sich dem Widerstand gegen die NS-Besatzer an, wurde daraufhin 1940 verhaftet und im KZ Auschwitz inhaftiert. Nach einem Fluchtversuch wurde er 1943 zum Tode verurteilt. Er überlebte die Strafkompagnie und wurde 1944 ins KZ Buchenwald überstellt, später in das Buchenwalder Außenlager Schönebeck bei Magdeburg. Szajna fertigte in Buchenwald heimlich erste künstlerische Werke an, zwei davon sind seit 1990 im Besitz der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Szajna kehrte 1947 in seine Heimat Polen zurück, studierte dort an der Kunstakademie Krakau Grafik und Bühnenbild. Er arbeitete als Bühnenbilder, später auch als Theaterdirektor und Regisseur. |