Venedigs Glanz im München  |  | Jacopo de’ Barbari, Pegasos, um 1515 | |
Die Staatliche Graphische Sammlung München präsentiert ab heute in der Pinakothek der Moderne ihren reichen Bestand zur Kunst Venedigs. Dabei beweisen zahlreiche Druckwerke und Zeichnungen, dass die für ihre Farbe berühmte Stadt auch in Schwarz-Weiß glänzt. Nicht nur mit Veduten und Ansichten präsentiert Kurator Kurt Zeitler ‚La Serenissima‘, sondern er fühlt sich auch mittels Capricci, Scherzi und Zeichnungen in die Seele der großen Handelsstadt am Mittelmeer ein. Hier kann man nun tiefer in das Einblick nehmen, was oft mit brillanter Farbe überdeckt ist. Auf schlichtem Papier offenbart sich die Feinfühligkeit und Wirkmächtigkeit eines Jacopo Robusti, besser bekannt als Tintoretto, Paolo Veronese, El Greco, Giovanni Antonio Guardi oder Francesco Fontebasso.
Während ausgewählte Stadtpanoramen von Luca Carlevarijs, Michele Marieschi und Giovanni Battista Brustolon Fernweh wecken, springt Tizians Reiter direkt dem Betrachter entgegen und scheint ihn, wie den gestrauchelten Gegner am Boden, niedertrampeln zu wollen. Während das dynamische Tier den fremden Blick wahrnimmt und ausweicht, ist der Ritter auf den am Boden liegenden Mann fixiert. Sein Schwert schwingt noch nach hinten aus, schon beugt und dreht er sich mit dem Oberkörper, um zu sehen, was er angerichtet hat. Der Meister kommt hier ganz ohne Schraffuren aus, verwendet lediglich starke Konturlinien und wischt die Kohle ein wenig, um der Szene Lebendigkeit und schockierende Dynamik einzuhauchen. Gänzlich anders muss Giovanni Antonio Canal bei seinem „Portikus mit der Laterne“ arbeiten, denn das Medium der Radierung lässt Verwischungen nicht zu. Trotzdem überzeugt das Blatt mit seinem Schattenspiel, sodass man beinahe die nachmittägliche Hitze zu spüren scheint. Es muss eben nicht immer nur Pegasus sein – in München vertreten durch einen Kupferstich Jacopo de’ Barbaris –, um uns in fantastische Welten abdriften zu lassen.
Die Ausstellung „Venedig. La Serenissima Zeichnung und Druckgraphik aus vier Jahrhunderten“ läuft vom 3. Februar bis zum 8. Mai. Die Pinakothek der Moderne hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, Dienstag und Mittwoch bis 20:30 Uhr nach der 2G Plus-Regel geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Der 352seitige Ausstellungskatalog, herausgegeben von Kurt Zeitler und mit Beiträgen von Maria Aresin und Ilka Mestemacher, kostet im Museum 42 Euro.
Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40
D-80333 München
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