Festschmaus mit Jan de Heem bei Christie’s  |  | Jan Davidsz de Heem, Ein Prunkstillleben mit Pastete, Früchten, Garnelen, Silberwaren und Musikinstrumenten, um 1640/43 | |
Bei der Auktion „Old Masters Evening Sale“ konnte Christie’s gestern in London erneut mehrere Rekorde aufstellen. Es sei beruhigend, dass die Alten Meister ihr Vorpandemiehoch behaupten können, so Clementine Sinclair, die Verantwortliche für diese Auktion. Von den 44 Positionen gingen 38 weg und setzten brutto 22,8 Millionen Pfund um, was 97 Prozent der Schätzpreissumme entspricht. Für die größte Überraschung sorgte ein überreiches Stillleben von Jan Davidsz de Heem, das mit 4,8 Millionen Pfund nun die Auktionsrangliste des Antwerpener Künstlers anführt. Gleichzeitig sei es das teuerste Bild dieses Genres überhaupt, weshalb er sich sehr darüber freue, so Henry Pettifer, der Chef der Abteilung Alte Meister bei Christie’s. Der Preis ist auf Grund des Bildinhalts und der malerischen Qualität berechtigt. Auf dem Tisch mit einer bestickten, fein schimmernden Samtdecke haben der überquellende Früchtekorb, die angebrochene Pastete, ein Zinnteller mit Garnelen, mehrere Meerschaumpfeifen, die Musikinstrumente mit den Noten, die edle Tazza und der silberne muschelförmige Krug vor den herrschaftlichen Säulen und dem Landschaftsausblick kaum Platz (Taxe 4 bis 6 Millionen GBP).
Auch Domenico Ghirlandaio sorgte bei den Bietern für noch eifrigere Gefechte. Sein „Salvator Mundi“, der schon seit mehreren Generationen nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen war, ist ebenfalls seit gestern das teuerste Tafelbild, das von dem Florentiner Lehrer Michelangelos unter den Hammer kam. Die 1,8 Millionen Pfund haben den segnenden Christus, der in der linken Hand einen gläsernen Reichsapfel trägt und als Brustbild wiedergegeben ist, wohl kaum hochnäsig werden lassen. Hoffentlich sorgt der neue Ruhm dafür, dass der Heiland von seinem vergilbten Firnis befreit wird (Taxe 300.000 bis 500.000 GBP). Weitere große Namen wurden am gestrigen Abend aufgerufen, darunter Anthonis van Dyck, Paulus Potter und Jean Siméon Chardin, der sich über 820.000 Pfund für sein zurückhaltendes Stillleben mit einem totes Kaninchen und einem Ranzen freuen konnte (Taxe 600.000 bis 800.000 GBP).
Auf Platz drei der Preisliste trommelt ein kleiner, edel gekleideter Junge mit rotem Barrett, der von einem anderen Buben auf der Flöte akkompagniert wird. Dieses einfühlsame Portrait schuf Frans van Mieris d.Ä. und wurde mit 1,45 Millionen Pfund belohnt (Taxe 800.000 bis 1.200.000 GBP). Zulegen konnten gleichfalls Jan Wildens’ detailverliebter Fernblick über die Schelde auf die Stadt Antwerpen von 120.000 Pfund auf 340.000 Pfund oder der exquisit beleuchtete Blumenstrauß in einer Glasvase von Rachel Ruysch, der mit 330.000 Pfund seine Schätzung verdreifachte. Für eine weitere Überraschung sorgte Gaspar van Wittel, genannt Vanvitelli. Mit dem Dogenpalast und Santa Maria della Salute setzte der niederländisch-römische Vedutenmaler den von zahlreichen Booten befahrenen Bacino di San Marco unter einem klaren venezianischen Himmel in Szene. Für 1,3 Millionen Pfund wurde das Bild verkauft, das den Betrachter in Reiselaune versetzt (Taxe 600.000 bis 800.000 BGP). Für Vanvitellis „Hafen von Messina“ im Panoramaformat blieben allerdings nur 350.000 Pfund übrig (Taxe 400.000 bis 600.000 GBP). |