Gerhard Richter führt wieder den Kunstkompass an An der Spitze Kunstkompasses tut sich auch dieses Jahr wieder wenig. Auf Platz 1 steht weiterhin Gerhard Richter. Der inzwischen 88jährige deutsche Malerstar führt das Künstlerranking, das die Journalistin Linde Rohr-Bongard gemeinsam mit der Finanzschrift Capital herausgibt, nun schon seit 17 Jahren an. Auch Bruce Nauman, Georg Baselitz, Rosemarie Trockel und Cindy Sherman belegen die Plätze Zwei bis Fünf in der gleichen Reihenfolge wie 2018 und 2019. Bei den Rest der Top Ten gibt es nur leichte Verschiebungen: So ist Olafur Eliasson auf Rang Sechs vorgerutscht und Tony Cragg und Anselm Kiefer jeweils um einen Platz nach hintern verdrängt. Dann folgen wie im vergangenen Jahr noch William Kentridge und Pipilotti Rist.
Katharina Grosse ist die „Aufsteigerin“ des Jahres im neuen Capital-Kunstkompass. Mit 3150 Punkten Zugewinn gegenüber dem Vorjahr und 15 Positionssprüngen reiht sich die Farbenzauberin auf Platz 94 erstmals unter die hundert wichtigsten zeitgenössischen Künstler weltweit ein. Ihre aktuelle Ausstellung im Hamburger Bahnhof in Berlin untermauert diese Sicht. Neben ihr haben es zudem Georg Herold auf Rang 98, Doug Aitken auf Rang 99 und James Turrell auf Rang 100 in den Künstlerolymp geschafft. Bei den „100 Stars von morgen“ setzen sich zwei Trends der vergangenen Jahre fort. Zum einen haben Frauen erneut an Terrain gewonnen: rund die Hälfte der Gelisteten in diesem Segment ist weiblich; die Künstlerinnen erobern sich zunehmend führende Positionen. So liegt auf Platz Eins die in Antwerpen lebende Nigerianerin Otobong Nkanga, die mit ihrer facettenreichen Kunst ein stärkeres Bewusstsein für drängende Umweltfragen wecken will. Der zweite Trend: Der Kunstbetrieb globalisiert sich immer mehr. Etliche Aufsteiger kommen aus Regionen, die bisher im Kompass nicht vertreten waren, etwa aus Brasilien, Kenia, Argentinien oder dem Irak.
Der „Kunstkompass“ will seit 1970 möglichst objektiv eine Rangliste zeitgenössischer Künstler aufstellen. Er geht von der Annahme aus, dass sich die Qualität von Kunst nicht messen lassen kann, wohl aber ihre Resonanz in der Fachwelt. Verkaufspreise spielen bei der Bewertung der mittlerweile mehr als 30.000 Künstler keine Rolle. Mit Punkten bewertet werden stattdessen folgende Kriterien: Einzelausstellungen in einem der über 300 renommierten internationalen Museen wie dem MoMA in New York; Teilnahme an einer der jährlich 100 Gruppenausstellungen wie der Documenta in Kassel; Rezensionen in renommierten Kunstmagazinen; Ankäufe durch namhafte Museen; Ehrungen mit Auszeichnungen wie dem Turner Prize in London; bei Bildhauern außerdem Aufstellungen ihrer Skulpturen im Außenraum. Die Punkte werden seit 1970 jährlich addiert und bestimmen die Position im Ranking. Zusätzlich zu den Top 100 präsentiert der Kompass die 100 „Stars von morgen“ und damit Kunstschaffende, die noch nicht zu den Top 100 der Gegenwartskünstler zählen, aber im vergangenen Jahr die größten Punktzuwächse erzielten. |