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Marktberichte |
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Mit Orientalismus und Symbolismus hatten Karl & Faber in München ihre Freude bei der Auktion Alter und Neuerer Meister  Musikalische Berber am abendlichen Lagerfeuer

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 |  | Etienne Dinet, Joueur de flûte. Environs de Laghouat, 1897 | |
Orientalische Szenen erfreuen sich immer wieder großer Beliebtheit unter Sammlern von Kunst des 19. Jahrhunderts, wenn die malerische Qualität sich mit spürbarer Authentizität verknüpft. Das war bei der mittelgroßen Leinwand „Joueur de flûte. Environs de Laghouat“, die das Münchner Auktionshaus Karl & Faber auf seiner jüngsten Versteigerung Alter und Neuerer Meister im Angebot hatte, augenscheinlich der Fall. Das Bild wurde 1897 von dem Franzosen Etienne Dinet gemalt, der selbst jahrelang im Orient gelebt hat und schließlich sogar zum Islam konvertierte. Ausgezeichnet war das stimmungsvolle Gemälde mit einigen Berbern am Lagerfeuer in den algerischen Bergen außerdem durch seine Marktfrische; jahrzehntelang hing es süddeutschem Privatbesitz. In dem heftigen Ringen darum behielt schließlich ein Sammler aus Marokko die Oberhand – mit einem Gebot von 200.000 Euro und damit dem Fünffachen der unteren Schätzung. Für entsprechende Szene werden in Frankreich aber auch schon einmal mittlere bis obere sechsstellige Werte und sogar Millionenpreise bewilligt.
Diese Losnummer war die einzige, die am 16. Juni die 100.000 Euro-Marke überschritt. Die losbezogene Zuschlagsquote bewegte sich je nach Abteilung zwischen 50 und 60 Prozent. Eigentlich als Hauptlos der Auktion war Jakob Philipp Hackerts im Jahr 1800 entstandene Ideallandschaft „Im Englischen Garten von Caserta“ mit Vieh im Vordergrund vorgesehen. Mit 70.000 Euro konnte sich der süddeutsche Einlieferer der großformatigen Leinwand immerhin über die untere Schätzung freuen. Ansonsten war das Angebot der Gemälde Alter Meister mit gut dreißig Losen recht übersichtlich. Immerhin von 12.000 bis 15.000 Euro auf 18.000 Euro verbesserte sich ein weiter Flusslauf mit beladenen Booten und Handel treibenden Menschen von Johann Alexander Thiele, datiert 1745. Im Rahmen der Schätzung wurde Johann Heinrich Tischbeins d.Ä. spätbarocke Historienszene „Theseus und Ariadne“, die ihm gerade den Faden überreicht, aus den 1770er Jahren für 22.000 Euro vergeben, ebenso Jean-Baptiste Pillements galante Hirtenszene „Die Liebeserklärung“ bei 8.500 Euro.
Bei den Neueren Meistern schlossen die beiden winzigen Zigarrenkistenholzbilder „Der Einsiedler bei der Weinprobe“ und „Der Kaktusfreund“ von Carl Spitzweg mit 20.000 Euro und 22.000 Euro jeweils im Rahmen der Schätzungen ab. Mit humorvollen, teils spöttelnden Alltagsszenen wusste auch Spitzwegs Münchner Malerkollege Philipp Sporrer bei seinem Publikum zu punkten, gab seine Gemälde aber auch als die seines großen Zeitgenossen aus. Sporrers um 1880 gemalter „Dorfpfarrer in Nöten“, der beim vertieften Brevierbeten eben in eine Pfütze getreten ist, stapfte bei 10.000 Euro in die schlammige Pfütze (Taxe 12.000 bis 15.000 EUR). Etwas enttäuschend waren die 30.000 Euro, die Adolph von Menzels realistisches Bildnis des Malerfreundes Paul Friedrich Meyerheim von 1868 erzielte. Auf dem Etikett hatten mindestens 40.000 Euro gestanden. Dafür kletterte Hans Thomas herbstliche Impression von 1874 aus dem Park von Schloss Mainberg bei Schweinfurt von 20.000 Euro auf 28.000 Euro. Ein schimmerndes helles Waldinneres bei Fontainebleau von Virgilio Narcisso Diaz de la Peña schaffte 11.000 Euro (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR).
Die Sehnsucht nach dem sonnigen Süden stillten Oswald Achenbach mit seinem Blick in den Garten der Villa d’Este in Tivoli von 1881 bei günstigen 14.000 Euro (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR) und Otto Geleng mit seiner Aussicht über Taormina und die Küste auf den schneebedeckten Ätna von 1872 bei taxkonformen 8.000 Euro. Fritz Bamberger gab sein Panorama auf den Felsen von Gibraltar mit der vorlagerten Bucht von Algeciras aus dem Jahr 1857 schon bei 3.200 Euro ab (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR). Als Grisaille entwickelte Hans Makart um 1863/65 sein großformatiges Ölgemälde der biblischen Erzählung von Judith mit dem Kopf des Holofernes bei ihrer Rückkunft in Betulia. Hier konnte ein Sammler schon bei 6.000 Euro zuschlagen (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Seine Vision der „Maternité“ setzte der Bildhauer Aimé-Jules Dalou um 1877 als liebevolle Bronzegruppe einer stillenden Mutter mit ihren beiden Kinder um, was die Käufer nun mit 11.000 Euro honorierten (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR).
Das Hauptlos der Zeichnungen, eine fein ausgearbeitete Balkonszene Adolph von Menzels mit heiteren Mädchen, wurde in Abstimmung mit dem Einlieferer schon vor der Auktion an eine bedeutende deutsche Privatsammlung verkauft. Vorgesehen waren hierfür 150.000 bis 200.000 Euro. Preissteigerungen gab es im unteren Bereich, etwa von 1.000 Euro auf 6.500 Euro für Hermann Wunderlichs aquarellierte Ansicht der alten Synagoge in Dresden aus dem Jahr 1895 oder von 3.000 Euro auf 7.000 Euro für ein Blatt Otto Greiners mit mehreren Studien eines männlichen Rückenakts von 1891. Für bis zu 6.000 Euro vollständig und ebenfalls teils deutlich über den Erwartungen konnte eine achtteilige Suite symbolistischer und erotischer Arbeiten von Ludwig Fahrenkrog, Max Klinger und Hugo Höppener, auch als Fidus bekannt, abgesetzt werden.
Dürer und Rembrandt hießen einmal mehr die Spitzenkünstler in der Abteilung Druckgrafik. Letzterer musste bei seinem 1641 datierten Bildnis des Predigers Cornelis Claesz Anslo einen Abschlag von 50.000 Euro auf 35.000 Euro hinnehmen, reüssierte aber mit dem eindrucksvollen, etwa gleichzeitig entstandenen „Brustbildnis eines Greises, seitwärts blickend“ bei 26.000 Euro (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR). Rembrandts seltene Landschaft „Kanal mit einem Angler und zwei Schwänen“ von 1650 verabschiedete sich taxgerecht bei 17.000 Euro, seine Radierung samt Kupferstich „Christus vor Pilatus – Ecce Homo“ im großen Format schaffte einen Sprung von 8.000 Euro auf 15.000 Euro. Albrecht Dürer spielte mit dem seltenen Holzschnitt „Ercules“ von circa 1496 die untere Grenze von 25.000 bis 30.000 Euro und mit seiner 1512 gedruckten Version des „Ecce Homo“ 22.000 Euro ein (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Den fulminanten Abschluss setzte bei der Druckgrafik wiederum Max Klinger: Für ein gutes Dutzend seiner Arbeiten gab es bis zu 18.000 Euro, die für das Blatt „Ins Nichts zurück“ aus der Folge „Ein Leben (Opus VIII)“ im ersten Druckzustand gezahlt wurden (Taxe 1.800 EUR).
Alle Preise verstehen sich als Zuschläge ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Karl & Faber Auktionen Amiraplatz 3 DE-80333 München |
 | Telefon:+49 (089) 22 18 65 | Telefax:+49 (089) 22 83 350 |  |  | E-Mail: info@karlundfaber.de |
25.08.2020 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 15 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Kunstwerke (13) |  | •  | Veranstaltung vom: 16.06.2020, Alte Meister - Kunst des 19. Jahrhunderts |  | •  | Bei: Karl &
Faber Auktionen |  | •  | Kunstwerk:  Otto Greiner, Studie zu „Kentaurenpaar über eine Hecke springend“, 1891 |  |  | •  | Kunstwerk:  Philipp Sporrer, Der Dorfpfarrer in Nöten, um 1880 |  | •  | Kunstwerk:  Carl Spitzweg, Der Kaktusfreund, um 1865 |  | •  | Kunstwerk:  Otto Geleng, Blick über Taormina auf den Ätna,
1872 |  |  | •  | Kunstwerk:  Johann Alexander Thiele, Flusslandschaft mit Felsen und Flößern (Elbsandsteingebirge), 1745 |  | •  | Kunstwerk:  Jakob Philipp
Hackert, Im Englischen Garten von Caserta, 1800 |  | •  | Kunstwerk:  Johann Heinrich Tischbein d.Ä., Theseus und Ariadne, 1770er Jahre |  |  |
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 Otto Greiner, Studie
zu „Kentaurenpaar
über eine Hecke
springend“, 1891 |  | Taxe: 3.000 - 4.000 EURO Zuschlag: 7.000,- EURO Losnummer: 206 |  |  |  |  |  | 
 Johann Heinrich
Tischbein d.Ä,
Johann Heinrich
Tischbein d.Ä.,
Theseus und Ariadne,
1770er Jahre |  | Taxe: 20.000 - 25.000 EURO Zuschlag: 22.000,- EURO Losnummer: 24 |  |  |  |  |  | 
 Adolph von Menzel,
Bildnis des Malers
Paul Friedrich
Meyerheim, 1868 |  | Taxe: 40.000 - 50.000 EURO Zuschlag: 30.000,- EURO Losnummer: 103 |  |  |  |  |  | 
 Johann Alexander
Thiele,
Flusslandschaft mit
Felsen und Flößern
(Elbsandsteingebirge),
1745 |  | Taxe: 12.000 - 15.000 EURO Zuschlag: 18.000,- EURO Losnummer: 26 |  |  |  |  |  | 
 Philipp Sporrer, Der
Dorfpfarrer in
Nöten, um 1880 |  | Taxe: 12.000 - 15.000 EURO Zuschlag: 10.000,- EURO Losnummer: 70 |  |  |  |  |  | 
 Otto Geleng, Blick
über Taormina auf den
Ätna, 1872 |  | Taxe: 8.000 - 10.000 EURO Zuschlag: 8.000,- EURO Losnummer: 51 |  |  |  |  |  | 
 Jean-Baptiste
Pillement, Die
Liebeserklärung |  | Taxe: 8.000 - 10.000 EURO Zuschlag: 8.500,- EURO Losnummer: 10 |  |  |  |  |  | 
 Carl Spitzweg, Der
Kaktusfreund, um
1865 |  | Taxe: 20.000 - 25.000 EURO Zuschlag: 22.000,- EURO Losnummer: 69 |  |  |  |  |  | 
 Jakob Philipp
Hackert, Im
Englischen Garten
von Caserta, 1800 |  | Taxe: 70.000 - 90.000 EURO Zuschlag: 70.000,- EURO Losnummer: 25 |  |  |  |  |  | 
 Aimé-Jules Dalou, La
Maternité, um 1877 |  | Taxe: 8.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 11.000,- EURO Losnummer: 150 |  |  |  |  |  | 
 Hermann Wunderlich,
Die alte Synagoge in
Dresden, 1895 |  | Taxe: 1.000,- EURO Zuschlag: 6.500,- EURO Losnummer: 189 |  |  |  |  |  | 
 Ludwig Fahrenkrog,
Studie zu Christus am
Kreuz, 1891 |  | Taxe: 1.000,- EURO Zuschlag: 4.500,- EURO Losnummer: 213 |  |  |
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