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Marktberichte |
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Die Prominenz grüßte bei der Preußen-Auktion von Lempertz in Berlin und beflügelte die Laune der Bieter  Adel verkauft sich

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 |  | Johannes Eckstein, Büste Friedrichs II., 1786 | |
Wo königliche oder gar kaiserliche Hoheiten zu sehen waren, da wurden auch die Preise am höchsten. Das ist ein Fazit der vergangenen Preußen-Versteigerung des Auktionshauses Lempertz in Berlin. Friedrich II. etwa, „der Große“ genannt, blickt den Betrachter etwas streng von der Unterseite eines Deckels aus an, der eine Tabakdose wohl der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin verschließt. Isaak Jakob Clauce wird die feine Miniatur zugeschrieben, die nicht unwesentlich für die Wertsteigerung von 15.000 bis 20.000 Euro auf 23.000 Euro verantwortlich gewesen sein dürfte. Auch eine kurz nach dem Tod Friedrichs 1786 von Johannes Eckstein gegossene Büste erzielte mit 17.000 Euro einen guten, im oberen Bereich der Schätzung gelegenen Zuschlagswert.
Friedrichs Neffe Friedrich Wilhelm II., der von 1786 bis 1797 freilich nicht gerade glanzvoll regierte, schaut selbstbewusst und lebensfroh aus einem Ölbildnis heraus, das von dem bekannten Schweizer Portraitisten Anton Graff stammt und bereits im Vorfeld der Auktion große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Stolze 28.000 Euro spendierte dafür schließlich ein Londoner Sammler (Taxe 12.000 bis 16.000 EUR). Immerhin zur unteren Taxe von 18.000 Euro verließ eine große klassizistische KPM-Porzellanvase aus den 1840er Jahren das Auktionshaus, die außer einer Ansicht des Klosters Lehnin in Brandenburg auch König Friedrich Wilhelm IV. zeigt. Kaiser Wilhelm I. und sein Enkel Wilhelm II. sind auf einer Berliner Prunkvase aus dem Drei-Kaiser-Jahr 1888 verewigt, die für 14.000 Euro wegging. Die Ausführung im überbordenden Neobarock entspricht dem damaligen Zeitgeschmack (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR).
6.500 Euro brachte eine Biskuitporzellan-Wiedergabe des berühmten Doppelstandbildes der beiden Prinzessinnen Luise und Friederike von Johann Gottfried Schadow aus dem frühen 20. Jahrhundert. Das Original befindet sich heute in der Alten Nationalgalerie zu Berlin (Taxe 2.000 bis 3.000 EUR). Dem „Sieger im Officier-Jagdrennen zu Merseburg am 17. Mai 1890“, einem Rittmeister namens Ernst Walter von Heimendahl, ließ Wilhelm II. eine große Silberkanne der Gebrüder Friedländer im Neorokoko als Preis dedizieren, die jetzt für 7.500 Euro einen neuen Liebhaber fand (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR). Zwar kein Portrait, aber immerhin das Monogramm von Prinzessin Viktoria von Preußen, der Tochter Kaiser Friedrichs III., prangt auf den Innenseiten zweier Deckelschüsseln, die 1821 der Londoner Silberschmied Paul Storr herstellte – und schon erhöhte sich der Preis von 4.000 bis 6.000 Euro auf 6.500 Euro.
Den Höchstpreis aber errang am 16. Mai in Berlin eine goldene Präsentationstabatiere, auf dessen Deckel wiederum Wilhelm II. zu sehen ist, umgeben von einem Kranz von Glaspastesteinen, die wohl die ursprünglichen Diamanten ersetzt haben. Eine Gravur auf der Deckelinnenseite zeugt davon, dass das prestigeträchtige Stück dem Oberstallmeister Adolf von Holzing anlässlich der Feiern zum hundertsten Geburtstag Kaiser Wilhelms I. 1897 in Berlin geschenkt wurde. Angefertigt wurde es in der auf solche Arbeiten spezialisierten Firma Carl Martin Weishaupt & Söhne im hessischen Hanau. Auf nur 6.000 bis 8.000 Euro angesetzt, fand der rege Bietwettbewerb erst bei einem Internetgebot aus Monte Carlo in Höhe von 40.000 Euro sein Ende. Fürst Otto von Bismarck ging auf einem 1890 datierten, typisch braun-schwarzen Bildnis Franz von Lenbachs bei 16.000 Euro eine neue Bekanntschaft ein (Taxe 8.000 bis 9.000 EUR).
Natürlich zogen nicht immer nur die hohen Herrschaften das Interesse der Lempertz-Kunden auf sich, sondern auch andere edle Gebrauchsgegenstände. So wurde ein zweiflammiger Kerzenleuchter samt Blumenzier aus Meißen nach einem Modell Johann Joachim Kändlers von 1763 für 12.000 Euro versteigert (Taxe 16.000 bis 20.000 EUR). Bei einer großen transluziden Marmorschale des Klassizismus, deren Entwurf vielleicht auf Karl Friedrich Schinkel zurückgeht, engagierte sich ein Londoner Händler zur unteren Schätzung von 30.000 Euro. Auf 10.000 Euro verdreifachte sich der Wert einer achtseitigen, querformatigen KPM-Porzellanbildplatte mit der Darstellung einer idyllischen Flusslandschaft. Vermutlich hat sie Johann Eusebius Forst nach einem Gemälde Jakob Philipp Hackerts zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen.
Zwei eiförmige Porzellanflakons mit Ansichten des Alten Palais’ in Schwerin und des Schlosses zu Ludwigslust, also Bauten der herzogliche Familie von Mecklenburg-Schwerin, brachten es unerwartet auf 6.000 Euro und gleich darauf ein weiteres Osterei mit der Ansicht „Potsdam über Glienicke“ wohl ebenfalls von KPM auf 2.200 Euro (Taxen je 800 bis 1.000 EUR). Zu den jüngsten Offerten gehörte ein vergoldeter Bronzeguss des bayerischen Jugendstilbildhauers Ignatius Taschner von 1905/09, der die Allegorie der Landwirtschaft als sitzendes Mädchen mit Fruchtgebinde auf einem Stier verbildlicht. 9.000 Euro gab es hier im Rahmen der Schätzung. Auf 7.000 Euro verdoppelte sich der Preis eines liegenden Löwen in brauner Bronze von August Friedrich Johann Kraus, datiert 1898.
Nicht alle Objekte konnte Lempertz unter die wenigen im Saal anwesenden, dafür aber umso eifriger an den Telefonen und Computern tätigen Sammler bringen. So blieben insbesondere zwei schöne Kommoden mit einer Marketerie aus Blumen und Figuren unveräußert, die vermutlich gegen 1760 von den aus Bayreuth stammenden und später in Potsdam tätigen Halbbrüdern Johann Friedrich Spindler und Heinrich Wilhelm Spindler angefertigt worden sind (Taxen zwischen 60.000 und 100.000 EUR). Wenigstens einer ihrer beiden Beistelltische mit herrlichem Blumendekor fand bei 15.000 Euro während der Versteigerung einen Abnehmer (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR), der zweite baugleiche, aber etwas aufwändiger ausgestattete musste bis zum Nachverkauf warten, um bei 17.500 Euro erlöst zu werden (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR).
Auch bei einem Silberleuchter mit dem Monogramm Friedrichs II. von Johann Christian Lieberkühn d.J. aus den Jahren 1746/47 blieben die Gebote aus (Taxe 14.000 bis 18.000 EUR), ebenso für die höher taxierten Fayencen aus Berliner Manufakturen, etwa für das Set von drei Deckelvasen der Werkstatt Cornelius Funckes oder den Orangenkübel seines Kollegen Gerhard Wolbeer (Taxen je 8.000 bis 10.000 EUR). Dafür machte sich ein Walzenkrug mit buntem preußischem Adler aus der Manufaktur Cornelius Funcke Erben um 1740 erst bei 3.200 Euro davon (Taxe 800 bis 1.000 EUR). Mit dem Nachverkauf verzeichnete Lempertz dennoch eine gute losbezogene Verkaufsrate von etwas über 63 Prozent.
Aus einer Privatsammlung mit Waren aus der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur Wien, die in einen eigenen schmalen Katalog etwa auf den gleichen Zuschlagswert kam, pickten sich die Bieter vor allem das reiche Angebot an Tassen und Untertassen heraus. Mit 10.500 Euro den Höchstpreis schaffte ein Duo aus der Zeit Matthias Niedermayers von 1817. Der unbekannte Maler schmückte das vergoldete Geschirr mit kleinen geflügelten Liebesputten, die etwas drollig versuchen, aus dunklen Gefängnishöhlen zu entfliehen (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Johann Teufel ist der Schöpfer einer prachtvollen Blumenmalerei auf einem kleinen Pokal samt Präsentierteller von 1830 für 7.000 Euro (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR). Ansichten von Syrakus, en grisaille mit Purpur gemalt von Georg Lamprecht, auf einem Ensemble von 1797 erlösten 5.500 Euro (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR), drei Tassen, deren Untertassen Ansichten aus dem Park von Schwetzingen zeigen, 7.500 Euro (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Aber auch hier blieb das Hauptstück, eine Bildplatte mit der Götterchefin Hera, die ihren Gemahl Zeus auf dem Berg Ida einschläfert, erstellt von Johann Weixlbaum um 1808 nach einem Gemälde des Niederländers Andries Cornelis Lens, bei 20.000 bis 30.000 Euro liegen.
Alle Preise verstehen sich als Zuschläge ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Kunsthaus Lempertz Poststraße 21-22 DE-10178 Berlin |
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09.06.2020 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 17 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (14) |  | •  | Veranstaltung vom: 16.05.2020, Preußen Auktion - Wiener Porzellan aus einer Privatsammlung |  | •  | Bei: Kunsthaus
Lempertz |  | •  | Bericht: Abgelenkter
Zeus |  |  | •  | Kunstwerk:  Isaak Jakob Clauce
zugeschrieben, Tabatiere mit Allegorien der bildenden Künste und Portrait Friedrichs II., um 1770 |  | •  | Kunstwerk:  Johann Teufel, Pokal mit Présentoir, um 1830 |  | •  | Kunstwerk:  Ignatius Taschner, Allegorie der Landwirtschaft,
1905 |  |  | •  | Kunstwerk:  Franz von
Lenbach, Portrait des Fürsten Otto von Bismarck, 1890 |  | •  | Kunstwerk:  Präsentationstabatiere mit Bildnis Kaiser Wilhelm
II., Carl Martin Weishaupt & Söhne, um 1897 |  | •  | Kunstwerk:  Vase mit Bildnis Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II.,
KPM, 1888 |  |  |
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 Heinrich Wilhelm
Spindler, Johann
Friedrich Spindler
und Beistelltisch,
um 1760/70 |  | Taxe: 8.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 15.000,- EURO Losnummer: 156 |  |  |  |  |  | 
 Paul Storr, Paar
Deckelschüsseln,
1821 |  | Taxe: 4.000 - 6.000 EURO Zuschlag: 6.500,- EURO Losnummer: 273 |  |  |  |  |  | 
 Isaak Jakob Clauce,
Isaak Jakob Clauce
zugeschrieben,
Tabatiere mit
Allegorien der
bildenden Künste und
Portrait Friedrichs
II., um 1770 |  | Taxe: 15.000 - 20.000 EURO Zuschlag: 23.000,- EURO Losnummer: 148 |  |  |  |  |  | 
 Anton Graff, Bildnis
Friedrich Wilhelm
II. |  | Taxe: 12.000 - 16.000 EURO Zuschlag: 28.000,- EURO Losnummer: 205 |  |  |  |  |  | 
 Karl Friedrich
Schinkel, Karl
Friedrich Schinkel
zugeschrieben,
Marmorschale, um
1810 |  | Taxe: 30.000 - 40.000 EURO Zuschlag: 30.000,- EURO Losnummer: 238 |  |  |  |  |  | 
 Heinrich Wilhelm
Spindler, Johann
Friedrich Spindler
und Beistelltisch,
um 1760/70 |  | Taxe: 20.000 - 30.000 EURO Zuschlag: 17.500,- EURO Losnummer: 157 |  |  |  |  |  | 
 Carl Martin
Weishaupt & Söhne,
Präsentationstabatiere
mit Bildnis Kaiser
Wilhelm II., um 1897 |  | Taxe: 6.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 40.000,- EURO Losnummer: 345 |  |  |  |  |  | 
 Ignatius Taschner,
Allegorie der
Landwirtschaft,
1905 |  | Taxe: 8.000 - 10.000 EURO Zuschlag: 9.000,- EURO Losnummer: 381 |  |  |  |  |  | 
 Vase mit Bildnis
Friedrich Wilhelm
IV. und Kloster
Lehnin, KPM, 1844/47 |  | Taxe: 18.000 - 20.000 EURO Zuschlag: 18.000,- EURO Losnummer: 303 |  |  |  |  |  | 
 Franz von Lenbach,
Portrait des Fürsten
Otto von Bismarck,
1890 |  | Taxe: 8.000 - 9.000 EURO Zuschlag: 16.000,- EURO Losnummer: 346 |  |  |  |  |  | 
 Vase mit Bildnis
Kaiser Wilhelm I. und
Wilhelm II., KPM,
1888 |  | Taxe: 15.000 - 18.000 EURO Zuschlag: 14.000,- EURO Losnummer: 332 |  |  |  |  |  | 
 Johann Teufel, Pokal
mit Présentoir, um
1830 |  | Taxe: 6.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 7.000,- EURO Losnummer: 37 |  |  |  |  |  | 
 Heinrich Wilhelm
Spindler, Johann
Friedrich Spindler
und Heinrich Wilhelm
Spindler
zugeschrieben,
Kommode, um 1760 |  | Taxe: 60.000 - 70.000 EURO Losnummer: 154 |  |  |
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