Peter-Weiss-Preis für Otobong Nkanga  |  | Die Stadt Bochum zeichnet Otobong Nkanga mit ihrem Kulturpreis aus | |
Otobong Nkanga erhält in diesem Jahr den Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum. Die nigerianische Künstlerin kann sich nun über ein Preisgeld von 15.000 Euro freuen. Die Jury sieht im Schaffen Nkangas „eine Fortführung der ästhetischen Recherche, die das Werk von Peter Weiss auszeichnet: der unbedingte Wille zum Verständnis von Welt durch eine ästhetische Aneignung derselben. Eine Aneignung, die politische Implikationen nicht erzeugt, sondern deren Voraussetzungen nachzeichnet.“ Das sieht auch der Juryvorsitzende und Bochumer Kulturdezernent Dietmar Dieckmann so: „Sehr subtil präsentieren ihre Arbeiten einen eigentlich kleinen Ausschnitt unserer Alltagswelt, mit dem Otobong Nkanga eindrucksvoll zeigt, wie uns Natur und Umwelt ihren Stempel einprägen, wie und mit welchen Fragen und Implikationen sich Gesellschaft und Politik darauf rückbeziehen lassen.“
Otobong Nkanga, geboren 1974 in Kano, arbeitet als Fotografin, Performerin, Bildhauerin und Autorin. Dabei überwindet sie eine theoretische Ferne und Abstraktion und begreift ihre künstlerisch-anthropologischen Studien als den ganzen Menschen umfassende, konkrete Untersuchungen. Den vielfältigen Zusammenhängen zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft geht sie ebenso nach wie der Prägung des Einzelnen durch die Umwelt. So nutzt Otobong Nkanga häufig den Rohstoff Mineral Glimmer. Er wird weltweit in der kosmetischen Industrie, als elektrischer Isolator, als Schmiermittel, Oberflächenbeschichtung oder in der Farbindustrie eingesetzt. Dort wo der Glimmer abgebaut wird, wie in Nigeria, führt er aber nicht zu Wohlstand, sondern zu Armut. Denn die Fährte des Verbrauchs führt aus dem Land und dem Kontinent hinaus. So führte die Jury weiter aus: „Wer dem Rohstoff folgt, wird in die Fremde geführt. Auf der Suche nach einer ,Ästhetik des Widerstands‘ sind wir im 21. Jahrhundert in Afrika angekommen, wo die Fäden, die Peter Weiss ausgeworfen hat, von Otobong Nkanga in der Gegenwart aufgenommen und zwischen Europa und Afrika weiter gesponnen werden.“
Seit 1990 vergibt die Stadt Bochum ihren städtischen Kulturpreis, benannt nach dem Autor, Dramatiker, Maler und Filmemacher Peter Weiss, alle zwei Jahre an eine Persönlichkeit aus Literatur, Theater, bildender Kunst und Film. Die Auszeichnung soll den Künstlern Ansporn sein, ihre Arbeit im Sinne des humanistischen Engagements von Peter Weiss fortzuführen. Die Verleihung des Preises in der Sparte Bildende Kunst erfolgt 2019 zum vierten Mal. Die vorherigen Preisträger auf diesem Gebiet waren Jochen Gerz (1996), Hans Haacke (2004) und zuletzt Rosemarie Trockel (2010). Die öffentliche Preisverleihung an Otobong Nkanga findet am 15. Dezember im Kunstmuseum Bochum statt. |