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Marktberichte |
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Rückblick: Quittenbaum registriert Marktzurückhaltung bei Design und afrikanischer Kunst. Glas aus Murano läuft besser  Baroviers abstrakte Meditation

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 |  | Ercole Barovier, Vase „mosaico“, 1924/25 | |
Magere 29,5 Prozent Zuschlagsquote nach Losen – das ist kein erfreuliches Ergebnis für eine Designauktion beim Münchner Spezialisten Quittenbaum. Über 7.500 Euro kamen die Möbel und Einrichtungsgegenstände am 22. September nicht hinaus, und auch diesen Preis erzielte Sandro Chias täuschend echt in Bronze imitierter Holz- und Korbflecht-„chair“ von 1988 nur unter Preisgabe der anvisierten 11.000 Euro. Erst mit weitem Abstand folgten in diesem eher durchschnittlichen Angebot die von Palmen inspirierte Stehleuchte „Sanremo“ des italienischen Büros Archizoom von 1968 bei 3.200 Euro (Taxe 3.000 EUR) und Verner Pantons acht „Flower-pot“-Hängelampen von 1971 in Quietscheblau bei 2.800 Euro (Taxe 2.200 EUR). Ein eleganter beleuchteter Wandspiegel von Fontana Arte wurde für 2.200 Euro in den New Yorker Handel abgegeben, der sich ansonsten eher zurückhaltend zeigte (Taxe 2.500 EUR).
Design
Den gleichen Abschlag auf 2.200 Euro musste auch der im Stile von Piet Zwart ausgeführte, bunte holländische Wandregalschrank hinnehmen, der sich nun in einem italienischen Haushalt wieder findet. Eher die kleinen Preise zogen etwas an, so gleich die erste Katalognummer: Peter Behrens „Synchron-Netzanschlußuhr“ von 1910 überstieg ihren Schätzpreis und ging mit 1.200 Euro an ein New Yorker Museum (Taxe 900 EUR). Seltene Leuchtkörper, wie die um 1932 entworfene Tischleuchte „Tastlicht“ von Marianne Brandt (Taxe 400 EUR) und ein Paar schwarze Wandlampen von Christian Dell um 1935 (Taxe 800 EUR), wurden von deutschen Sammlern für 650 Euro und 800 Euro gesucht. Joe Colombos futuristische Tischlampe „281 Acrilica“ von 1962 kam dann auf 1.600 Euro (Taxe 1.500 EUR).
Die dreibeinigen Hocker Charlotte Perriands gelten als Klassiker des französischen Designs des 20sten Jahrhunderts. Ein amerikanischer Sammler sicherte sich ein schönes Paar aus lasiertem Eschenholz für 2.000 Euro knapp unter dem Schätzpreis von 2.200 Euro. An die selbe Adresse konnte auch ihr einzelner, diesmal schwarz lackierter Hocker in der selteneren niedrigen Ausführung für 1.500 Euro vermittelt werden (Taxe 1.700 EUR). Warren Platners ausladende Sitzschalen auf feinen Eisenstäben blieben schon bei 1.600 Euro hängen (Taxe 2.200 EUR). Insgesamt konstatierte Askan Quittenbaum eine spürbare Marktzurückhaltung und eine Vorliebe für dekoratives Design und ausgewählte Spezialitäten.
Afrikanische Kunst
Auch das Resultat der afrikanischen Kunst mit ähnlich geringer Resonanz ließ zu wünschen übrig. Von den hochgehandelten Werken wechselte lediglich die Reliquiarfigur „mbulu“ der Kota aus Gabun mit aufgelegter Messingfolie um 20.000 Euro den Besitzer, allerdings erst in ihrem zweiten Anlauf (Taxe 22.000 EUR). Zwei Häuptlingssärge in Form einer weiblichen und einer männlichen Figur gingen wenigstens noch um 9.000 Euro über die Bühne (Taxe 12.000 EUR). Die Artefakte der Ngata/Ntomba aus dem Kongo bereichern nun eine deutsche Sammlung. Hier gab es ebenfalls in den unteren Preisregionen einige Steigerungen. Einige Kultobjekte der Elfenbeinküste reüssierten: so kletterte die Gesichtsmaske „kpélie“ der Senufo von 1.200 auf 3.500 Euro. Eine männliche Figur der Baule ereichte 3.600 Euro (Taxe 4.400 EUR), die abstrakte Maske „kple-kple“ mit ihrem flachen Scheibengesucht 3.000 Euro (Taxe 3.800 EUR). Regerem Zuspruch erfreute sich erfreute sich die fast 60 Positionen umfassende Waffensammlung von Konrad Ullmann aus Hamburg, die zu über 60 Prozent den Besitzer wechselte. Höhepunkt war hier ein Schild der Zande aus dem Kongo, das zum Vierfachen des Schätzpreises bei 850 Euro verkauft wurde.
Murano-Glas
Doch zum Glück hatte Quittenbaum am selben Tag noch eine prächtige und zum Teil ausgesprochen seltene Offerte an Glas aus Murano im Programm. Hier schossen die Preise wie Pilze in die Höhe, kaum eines der kostbaren Stücke, das nicht seinen Liebhaber und Sammler fand. Mit 27.500 Euro musste jene gedrungen kugelige Vase, die Hans Stoltenberg-Lerche 1912 für die zehnte Biennale in Venedig entwarf, noch erhebliche Abstriche machen – erwartet waren 36.000 Euro. Doch eines der kurz darauf folgenden Werke läutete einen wahren Siegeszug der italienischen Glaskunst seit den 1920er Jahren ein. Ercole Baroviers Vase „mosaico“ aus den Jahren 1924/25, die sich sichtlich den abstrakten Tendenzen in der zeitgenössischen Malerei annähert und in ihrer kirchenfensterartigen, meditativen Farbigkeit Vieles der späteren Jahre vorwegnimmt, landete den Höchstpreis des gesamten Tages: 52.000 Euro, mehr als das Doppelte des Schätzpreises von 24.000 EUR, legte ein internationaler Sammler für das Schmuckstück auf den Tisch. 18.000 Euro waren es für die etwas schlichtere, aber sehr elegante Erscheinung seiner Vase „sidone“ aus dem Jahr 1957 (Taxe 6.000 EUR), 16.000 Euro für die „dorico acquamare“ von 1960 (Taxe 7.000 EUR).
Neben Barovier glänzten auch noch andere Namen. Carlo Scarpa schlug mit seiner unregelmäßig ovalen, flach gemuldeten Schale „a fasce“ nach einem Entwurf 1940 mit breitem roten Balken 4.700 Euro los (Taxe 2.800 EUR). Dino Martens brachte es mit einer seiner informell angehauchten Vasen namens „oriente“ aus den 1950er Jahren auf 4.950 Euro (Taxe 5.500 EUR). Pollio Perelda, für den der Name „cattedrale“ 1955 Programm einer kegelförmigen, mit Murrinen aus gelbem und violettem Glas suggestiv leuchtenden Vase ist, erlöste bis zu 5.500 Euro (Taxe 6.000 EUR). Die unikate Deckenlampe, die Enrico Capuzzo und Paolo Venini 1958 für das Schreibzimmer des italienischen Renaissanceforschers Rodolfo Pallucchini in Venedig schufen, kostete jetzt 20.000 Euro (Taxe 18.000 EUR). Selbst ganz große Namen der Kunstgeschichte durften glänzen: Die Glasskulptur „flamenco“, die Ermanno Nason 1960 erstellte, geht auf einen Entwurf Pablo Picassos zurück. 8.500 Euro waren der Lohn (Taxe 9.000 EUR).
Einer der beliebtesten Glaskünstler aber war Fulvio Bianconi. Seine kühn archaisierte, trichterförmige Schale in Rubinrot und Olivgrün ist – nach der gravierten Widmung zu schließen – möglicherweise ein Geschenk an seinen Designerkollegen Joe Colombo gewesen. Jetzt machte sie ein Kunde sich für 23.500 Euro zum Geschenk (Taxe 8.000 EUR). Von 20.000 auf 30.000 Euro kletterte seine in Form eines stilisierten Frauentorsos gerundete Flaschenvase „a fasce verticale“ aus dem Jahr 1951 mit roten, grünen und blauen Vertikalstreifen. Weitere Werke der „fasce“ und „pezzato“-Serien derselben Zeit in kleineren Dimensionen schafften bis zu 7.000 Euro meist in der Nähe der Schätzungen, 15.300 Euro eine um 1960 entstandene Vase mit konzentrischen Kreisen (Taxe 16.000 EUR). Und auch die zeitgenössische Muranoproduktion feierte einen Erfolg: Die „canale grande“-Vase des Japaners Yoichi Ohira, 2002 ausgeführt bei Livio Serena und G. Barbini, stieg leicht von 14.000 auf 16.000 Euro.
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Quittenbaum Kunstauktionen Theresienstraße 60 DE-80333 München |
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07.10.2009 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 31 | Seiten: 1 • 2 • 3 • 4
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (28) |  | •  | Veranstaltung vom: 22.09.2009, Design - Murano Glas - Afrikanische Kunst |  | •  | Bei:
Quittenbaum Kunstauktionen |  | •  | Bericht: Auf wackeligen
Beinen |  |  | •  | Kunstwerk:  Hans
Stoltenberg-Lerche, Vase für die 10. Biennale von Venedig, 1912 |  | •  | Kunstwerk:  Verner Panton, 8 Hängelampen „Flower Pot“, 1971 |  | •  | Kunstwerk:  Warren Platner, Zwei Sessel „1725“, 1966 |  |  | •  | Kunstwerk:  Gesichtsmaske „kpélie“, Senufo, Elfenbeinküste |  | •  | Kunstwerk:  Männliche Figur, Baule, Elfenbeinküste |  | •  | Kunstwerk:  Maske „kple-kple“, Baule, Elfenbeinküste |  |  |
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 Hans
Stoltenberg-Lerche,
Vase für die 10.
Biennale von
Venedig, 1912 |  | Taxe: 36.000,- EURO Zuschlag: 27.500,- EURO Losnummer: 8 |  |  |  |  |  | 
 Joe Colombo,
Tischlampe „281
Acrilica“, 1962 |  | Taxe: 1.500,- EURO Zuschlag: 1.600,- EURO Losnummer: 111 |  |  |  |  |  | 
 Peter Behrens,
Synchron-Netzanschlussuhr,
1910 |  | Taxe: 900,- EURO Zuschlag: 1.200,- EURO Losnummer: 1 |  |  |  |  |  | 
 Fontana Arte,
Wandspiegel,
Mailand wohl 1950er
Jahre |  | Taxe: 2.500,- EURO Zuschlag: 2.200,- EURO Losnummer: 56 |  |  |  |  |  | 
 Kota,
Reliquiarfigur
„mbulu“, Gabun |  | Taxe: 22.000,- EURO Zuschlag: 20.000,- EURO Losnummer: 131 |  |  |  |  |  | 
 Pollio Perelda, Vase
cattedrale, 1955 |  | Taxe: 6.000,- EURO Zuschlag: 5.500,- EURO Losnummer: 131 |  |  |  |  |  | 
 Fulvio Bianconi,
Schale, 1949 |  | Taxe: 8.000,- EURO Zuschlag: 23.500,- EURO Losnummer: 78 |  |  |  |  |  | 
 Christian Dell, Paar
Wandleuchten, um
1935 |  | Taxe: 800,- EURO Zuschlag: 800,- EURO Losnummer: 27 |  |  |  |  |  | 
 Archizoom
Associati,
Archizoom
Associati,
Stehleuchte
„Sanremo“, 1968 |  | Taxe: 3.000,- EURO Zuschlag: 3.200,- EURO Losnummer: 133 |  |  |  |  |  | 
 Ercole Barovier,
Vase „dorico
acquamare“, 1960 |  | Taxe: 7.000,- EURO Zuschlag: 16.000,- EURO Losnummer: 154 |  |  |  |  |  | 
 Gesichtsmaske
„kpélie“, Senufo,
Elfenbeinküste |  | Taxe: 1.200,- EURO Zuschlag: 3.500,- EURO Losnummer: 41 |  |  |  |  |  | 
 Fulvio Bianconi,
Vase „a fasce“, um
1951 |  | Taxe: 7.200,- EURO Zuschlag: 7.000,- EURO Losnummer: 100 |  |  |  |  |  | 
 Ermanno Nason,
Skulptur
„flamenco“, 1960 |  | Taxe: 9.000,- EURO Zuschlag: 8.500,- EURO Losnummer: 156 |  |  |
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